Verfolgungswahn oder die Sache mit dem Judentum

 

(-16- 11.07.2001) -  Kein Volk der Welt hat eine solche Lobby wie die Juden. Kein Volk der Welt ist aber so präsent auf  allen Erdteilen wie die Juden. Kein Wunder also, daß die Lobbyisten weltweit verbreitet sind und sich "einmischen", wenn es irgendwo um das "Judentum" geht oder um die Interessen des "Staates Israel". Das aber ist nicht eín und dasselbe. Beim Judentum geht es um den historischen Wert des Volkes, die Entwicklung, die es in vielen Jahrtausenden genommen hat, die Kultur, die Religion - und im Hinterkopf wohl auch die biblische Aussage des "Volkes Gottes". Beim Staat Israel geht es jedoch um etwas anderes. Bei diesem nach dem zweiten Weltkrieg künstlich geschaffenen Gebilde geht es um Macht, um Machtausübung und um Machterhalt. Dadurch unterscheidet sich der Staat Israel in nichts von anderen Staaten. Und  im Staate Israel geht es auch um Unterdrückung. Erstens fühlen sich die Bewohner dieses Staates wohl von den sie umgebenden arabischen Staaten selbst unterdrückt, zweitens werden diese arabischen (vornehmlich "palästinensischen") Staaten massiv unterdrückt. Wen wundert's, daß bei einer solchen Konstellation im "heiligen Land", im "gelobten Land" keine Ruhe einkehren kann.

Nun, die Juden (oder Israelis?) sind sehr "dünnhäutig" geworden (oder immer schon gewesen?). Nachdem, was sie unter der Hitler-Diktatur zwischen 1933 und 1945 haben erleben müssen, wundert das nicht. Andererseits hat man den Eindruck, daß sie sich ständig "verfolgt" fühlen. Die Meßlatte, die sie gegenüber anderen Völkern anlegen, ist eine andere als sonst auf der Welt üblich. Sie verlangen in allen Situationen stets Rücksichtnahme, obwohl sie selbst gegen andere nicht so zimperlich sind. Sie verlangen Sonderrechte, die sonst niemand erhält. Und sie verlangen immer Unterstützung der eigenen Ideen und Vorhaben und sind dabei selbst nicht bereit, andere zu unterstützen. Und letztlich mischen sie sich ein, wenn sie das Gefühl haben, es richte sich irgend etwas gegen ihre eigenen Interessen. Eine Einmischung in ihre eigenen Angelegenheiten verbitten sie sich aber.

So geschehen gestern in Deutschland! Den Besuch des syrischen Präsidenten Baschar el-Assad ist in den Augen des Zentralrates der Juden in Deutschland "unerträglich". Er protestiert dagegen, daß    "Staatsmänner, die antisemitisch, rassistisch und volksverhetzend gegen das Judentum aktiv sind" von (deutschen) Staatsmännern so behandelt würden, wie jeder andere Staatsmann auch. Es wundert mich nicht, daß sich die Bundesregierung beeilte zu erklären, sie zeige Verständnis für diese Kritik. Assad aber stellte schon beim Papstbesuch vor zwei Monaten, als er eine scharfe Attacke gegen den israelischen Regierungschef Ariel Scharon ritt, die ihm international den Vorwurf des Antisemitismus einbrachte, fest, daß er dabei von "Israelis" und nicht von "Juden" gesprochen habe. Und im übrigen nimmt Assad den USA die Rolle des unparteiischen Vermittlers nicht ab. Recht hat er. Weiß man doch, daß in diesem Streit nichts ohne die "amerikanischen Juden" läuft. Deshalb meint Assad, Deutschland und die Europäer müßten sich mehr als Vermittler engagieren.

Und daß nicht nur die "Palästinenser", sondern auch andere arabische Nationen Israel verurteilen, ist durchaus verständlich. Hat Israel nicht nur "fremde" Gebiete annektiert, es "knechtet die Palästinenser" und zerstört auch immer wieder palästinensische Wohnhäuser in diesen Gebieten. Aber wehe, Palästinenser zerstören im Gegenzug in denselben Gebieten israelische Wohnhäuser, die dort "widerrechtlich" errichtet worden sind. Es ist ein Jammer: Beide Seiten schreien tagtäglich nach Vergeltung - und üben sie auch aus. Und immer ist "der andere" der Schuldige.

Ich mag die "Sonderrolle", die Israel in der Welt einnimmt, nicht! Auch bin ich mir sicher, daß ich bei meinen Äußerungen von vielen als "Antisemit" verurteilt werde. Aber diejenigen, die dies tun,    haben in meinen Augen das Problem nicht verstanden. Ich bin nicht antisemitisch eingestellt und verurteile auch die Juden nicht. Aber ich verurteile Israel und dessen Politik und verurteile, daß offenbar für Israel nicht das gilt, was sonst auf der Welt in vielen Ländern Praxis ist.

Es wird höchste Zeit, daß hier ein Umdenken einsetzt - auch in Deutschland. Denn ich bin nicht gewillt zu akzeptieren, daß auch unsere Kinder und Kindeskinder noch verantwortlich gemacht werden für das, was Adolf Hitler vor sechzig Jahren verbrochen hat.

* * *

1. Nachtrag:

(27.10.2001) -  Immer wieder stellt sich die Frage nach Ursache und Wirkung. So haben israelische Scharfschützen einen auf dem Dach seines Hauses weilenden Palestinenser erschossen (ermordet?), der von den Israelis als "Terrorist eingeschätzt" worden ist. Daraufhin töteten die Palästinenser den rechtsradikalen israelischen Tourismusminister Rechawam Seewi, der bereits seinen Rücktritt erklärt hatte, durch ein Attentat. Das wiederum nahm Israels Ministerpräsident Ariel Scharon zum Anlaß, mit Truppen und Panzern auf palästinensisches Autonomiegebiet vorzudringen und sechs Orte zu besetzen - nicht ohne eine Straße der Verwüstung zu hinterlassen und mehr als 40 Tote, darunter auch Frauen und Kinder - die vielen Verletzten nicht eingerechnet. Palästinenser-Vertreter sprachen von enem "verbrecherischen Massaker", wobei auch zwei mutmaßliche Attentäter des Tourismusministers von den Israelis festgenommen worden sind. Aber Arafat hat es abgelehnt, den eigentlichen Attentäter an Israel auszuliefern, worauf Scharon allerdings besteht.

Diese israelische Aktion wurde weltweit scharf    kritisiert - darunter auch von den USA (was bisher neu ist und zu einem offenen Konflikt zwichen Israel und den USA führte). "Was in Washington gesagt wurde, war einfach daneben", tönte lautstark der isaraelische Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser. Dieser genießt offenbar die Rückendeckung seines Ministerpräsidenten, der sich (und das nicht nur bei dieser Aktion) wie ein Elefant (eine Ähnlichkeit ist rein zufällig) im Porzellanladen bewegt. 

Damit kein falscher Eindruck entsteht: Die permanenten Aktionen der Palästinenser, die offenbar nicht das machen, was Arafat will, sind zu verurteilen; sie sind ebenso widerrechtlich wie widerlich. Das was Israel tut, ist aber genauso - ja noch schlimmer, weil es glaubt oder vorgibt, im Recht zu handeln, was objektiv nicht stimmt. Und nicht nur Arroganz, sondern auch Dummheit kommt noch dazu, sonst würde Israel es nicht jetzt auch noch mit den Amerikanern verderben, den "einzigen Freunden", die sie haben. Es wäre zu wünschen, daß die USA den Israelis einmal den Geldhahn zudrehen - mal sehen, was Letztere dann machen. Und indirekt könnten auch alle die vielen Touristen den israelischen Geldhahn zudrehen, wenn sie es unterließen, in's sogenannte "Heilige Land" zu reisen, in ein Land in dem Chaos herrscht und man als Tourist sogar Gefahr läuft, mit hineingezogen zu werden. Ich meine, man muß Israel als Reiseland boykottieren. Vielleicht merken die Scharon und Co. dann, aus welcher Richtung ihnen der Wind in's Gesicht bläst.

Und wenn ein Leserbrief-Schreiber in der Rhein-Zeitung Koblenz am 25.10.2001 fragt: "Haben Israelis keine Existenzberechtigung im Nahen- Osten? Dürfen sie nicht an ihren heiligsten Stätten beten?", dann kann ich nur sagen: "Doch! Sie haben und dürfen!" Nicht zustimmen kann ich aber der Frage des Schreibers: "Weiß man nicht, daß die Juden die eigentlichen Bewohner im Heiligen Land sein sollten?" Und völlig abartig finde ich die Aussage und Frage: "Haben die Araber nicht riesige Gebiete, in denen sie in Frieden leben können, und wollen sie die Palästinenser nicht auch dort wohnen lassen?" Ich möchte wissen, wie der Schreiber reagieren würde, wenn man ihn fragt, ob er nicht nach Sibirien ziehen könne mit dem Hinweis, hier wolle man ihn nicht mehr haben.

Fest steht: Die Palästinenser haben dort wo sie jetzt sind, die gleiche Existenzberechtigung wie die Israelis; und das gilt nicht nur für das Land - es gilt auch für die "gmeinsame" Heilige Hauptstadt Jerusalem!

Basta!

* * *

2.  Nachtrag

(01.02.2002) -  Und es wird immer schlimmer! Nicht nur, daß Israels Scharon den Palästinenserführer Arafat seit Wochen mit Hausarrest belegt hat (man muß sich fragen, mit welchem Recht?), sondern jetzt tönt er sogar in den Medien: "Grundsätzlich tut es mir leid, daß wir ihn nicht liquidiert haben". Die Rede war von der israelischen Invasion im Libanon vor 20 Jahren, für die der damalige Verteidigungsminister Scharon verantwortlich war. Mit dieser "straffreien" Aussage in aller Öffentlichkeit und ohne Skrupel zeigt der "Kriegsminister" und "Kriegstreiber" Ariel Scharon, wer er wirklich ist. Es geht ihm offenbar nicht um Frieden, sondern um die Vernichtung des palästinensischen Volkes - um Rache. Fragt sich nur, wofür. Immerhin wurde der Staat Israel auf palästinensischem Gebiet errrichtet.

Jedenfalls sind die ständigen "Strafaktionen" der Isreaelis mit Panzern und Kanonen keine adäquate Antwort auf die ebenso nicht nachlassenden Selbstmord-Attentate der Palästinenser, die möglicherweise diese Art der Auseinandersetzung nur deshalb wählen, weil sie selbst nicht auch über Panzer und Kanonen verfügen. Und daß "vermutliche Attentäter" von den Israelis auf offener Straße im autonomen Gebiet der Palästinenser einfach erschossen (besser "umgelegt", "liquidiert") werden, ist ebenso blanker Terror wie die Selbstmordattentate. Es ist ein Verbrechen, und verantwortlich ist Scharon. Es wird höchste Zeit, daß auch er vor Gericht gestellt wird, so wie er es für Arafat verlangt. Im Augenblick sieht es jedenfalls so aus, daß Scharon wohl das größte Problem im Nahen Osten ist.

Und gerade höre ich in den Nachrichten, daß sich Scharon darüber beschwert, er sei in Europa nicht gelitten. Woran mag das wohl liegen? Nach Scharons Ansicht damit, daß es in Europa zuviel "Antisemitismus" gäbe. Das ist ja lächerlich. Man muß nicht Antisemit sein, um das zu verurteilen, was Scharon befiehlt.- Er soll aufpassen, nicht selbst "liquidiert" zu werden. Aber ich denke: Er wird aufpassen.

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