Israel? - Judentum? - Ein Trauma für Deutschland

 wpe1.jpg (54949 Byte) (-23- 07.06.2002) -  Nun hat man geglaubt, der unselige, von den Medien auf der Tagesordnung gehaltene, öffentliche Streit zwischen Möllemann/FDP und Friedmann/Zentralrat der Juden sei durch die Entschuldigung Möllemanns beigelegt, schon droht neuer Ärger, weil Möllemann bei der Entschuldigung den stellvertretenden Zentralratsvorsitzenden Friedmann ausdrücklich ausgenommen hat.

Der Fall ist künstlich hochgespielt worden! Sah doch alles nur nach einer Auseinandersetzung zwischen den Personen Möllemann und Friedmann aus, weitete er sich zu einem Politikum ersten Ranges. Man kann sich zwar die Frage stellen, ob es besonders klug von Möllemann war, gegenüber Friedmann zu erklären, dieser sei "mit seiner intoleranten, gehässigen Art" mitverantwortlich für den Zulauf zum Antisemitismus; man kann diese Aussage aber im Raum stehen lassen, denn es gibt (nachweislich) sehr viele Deutsche, die diese Auffassung teilen.  Voll unterstreichen kann man aber die Aussage Möllemanns: "Wer Ariel Scharon kritisiert, wird von bestimmten Leuten in Deutschland in die Ecke des Antisemitismus gestellt. Das verbitte ich mir auf das Schärfste".

Es gibt jedoch Leute in Deutschland (vor allem Politiker aller Parteien - sogar in der FDP - und in den
Regierungen), die fallen fast in Ohnmacht, wenn sie so etwas hören. Deshalb mußte sich Möllemann bei seiner Entschuldigung im Düsseldorfer Landtag heftige Kritik wegen seiner angeblich "antisemitischen" Äußerungen gefallen lassen. Denn der Landtag verurteilte mit den Stimmen von SPD, CDU und Grünen jede Form von Antisemitismus. Auch das kann man im Raum stehen lassen. Die Frage ist nur, wo war dieser angebliche Antisemitismus? Die Hirnwindungen in den Köpfen dieser Politiker kann ich nicht nachvollziehen. Sie sind offenbar nicht in der Lage,  Israel und Judentum auseinanderzuhalten. Und da sie das wohl nicht können, gipfeln ihre Anschuldigungen gegen "Teile der FDP" in der Feststellung, "antiisraelische und antisemitische Stimmungen würden genutzt, um gezielt rechtspopulistische Tendenzen zu verstärken". Die Leute können einem leidtun. Sie können offenbar wohl ein Trauma nicht überwinden, ein Trauma, das dazu führt, daß sie in ihren Köpfen automatisch folgern: "Israel = Judentum = Holocaust". Sie begreifen nicht, daß Israel eben nicht gleichzusetzen ist mit Judentum, daß eine Kritik an Israel nicht automatisch Antisemitismus bedeutet (vgl. vorstehenden Beitrag unter POLITIK, Nr. 16, "Verfolgungswahn oder die Sache mit dem Judentum" vom 11.07.2001). Man muß wohl unterstellen, daß sie den "Fall Möllemann" gerne benutzen, um sich selbst ins rechte Licht zu rücken, weil sie "entrüstet" sind, über solche Äußerungen gegen Herrn Friedmann und damit fürchten, Stimmen bei der nächsten Wahl zu verlieren - was in meinen Augen auch Populismus ist - (und man kann auch unterstellen, daß auf einen ähnlichen "Angriff" gegenüber irgendeinem anderen Politiker dieser Welt - ausgenommen vielleicht den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika - wohl von keinem deutschen Politiker und auch nicht von den Medien in irgendeiner Weise reagiert worden wäre).

Das ist eben der Unterschied - das Trauma, das ich meine!

Natürlich ist es übertrieben und zu verurteilen, wenn Jamal Karsli im Zusammenhang mit Israel sagt: "... wenn ein unschuldiges Volk (gemeint sind die Palästinenser) den Nazi-Methoden einer rücksichtslosen Militärmacht (gemeint ist Israel) schutzlos ausgeliefert ist". Die Entrüstung über eine solche Aussage war mit Recht sehr groß. Aber glaubt jemand, es hätte die gleiche Reaktion gegeben, wenn Karsli (oder ein anderer) denselben Satz in Ansehung von Rußland und Tschechenien gesagt hätte? Das wäre mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit total ignoriert worden.

Noch einmal: Das ist eben der Unterschied - das Trauma, das ich meine!

Und deshalb hat Möllemann bei seiner Entschuldigung auch Friedmann ausdrücklich ausgenommen, weil dieser ihn "in die 'rechte', die 'antisemitische' Ecke" gestellt hat. Wo bleibt denn dafür die Entschuldigung Friedmanns?

Ich hoffe, das Thema ist bald erledigt. Sonst bekomme ich selbst ein Trauma - ein Trauma, daß ich unter so vielen politischen und medialen Ignoranten leben muß!

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Nachtrag:

(25.09.2002) -  Und nun dieser Schock! Das Thema ist noch nicht erledigt, weil Möllemann es wagte, wenige Tage vor der Bundestagswahl erneut das Thema Israel und Friedmann aufzugreifen. Und wieder schlugen sie zu, die Ignoranten, die offenbar die deutsche Sprache nicht mehr verstehen. Von Westerwelle über Hamm-Brücher, Hirsch und Graf Lambsdorf (alle F.D.P.) bis hinein in die anderen Parteien und Medien - alle verurteilten sie erneut Möllemann (in meinen Augen der derzeit einzige Politiker in Deutschland, der es wagt, in der Öffentlichkeit seine Meinung zu sagen und die Dinge auf den Punkt zu bringen).Was aber hat er gesagt: "Ministerpräsident Ariel Scharon lehnt einen eigenen Palästinenserstaat ab. Seine Regierung schickt Panzer in Flüchtlingslager und mißachtet Entscheidungen des UN-Sicherheitsrates", erklärte er. Und zu Friedmann sagte er: "Er verteidigt die Scharon-Regierung. Er versucht, Scharon-Kritiker Möllemann als antiisraelisch und antisemitisch abzustempeln". Jeder, der der deutschen Sprache auch nur einigermaßen mächtig ist, erkennt, daß in diesen Aussagen nichts, aber auch rein garnichts, antisemitisch ist.

Daß sich Möllemann hinsichtlich seiner Aussagen in bester Gesellschaft befindet, zeigt eine Pressenachricht wenige Tage später, als niemand anderes als   UN-Generalsekretär Kofi Annan in New York schwere Vorwürfe gegen Israel erhob und forderte: "Ich appelliere erneut an Israel, mehr Sorge für den Erhalt palästinensischen Lebens zu tragen und sich Strategien und Aktionen zu enthalten, die der vierten Genfer Konvention zuwiderhandeln". - Bis jetzt habe ich nicht vernommen, daß auch nur ein einziger Politiker in Deutschland für diese Aussage den UN-Generalsekretär getadelt hätte!

Für das schlechte Wahlergebnis der F.D.P. macht die Parteiführung die Aussage Möllemanns hauptsächlich verantwortlich. Könnte es aber nicht auch umgekehrt sein? Könnte es sein, daß viele Menschen die F.D.P. deshalb nicht gewählt haben, weil sich die Spitzenpolitiker dieser Partei gegen Möllemann gewendet haben? Und da mehr als die Hälfte in der Auffassung hinter Möllemann steht, kann man eben diese Partei nicht wählen, in der Möllemann seine Auffassung nicht durchsetzen kann. So einfach ist das! Und das ist gut so. - Gut so deshalb, weil die F.D.P. wieder einmal zu hoch gepokert hat. Das Beste am Ausgang dieser Wahl  ist, daß die F.D.P. erneut an einer Regierungsmöglichkeit vorbeigeschossen ist.

 

(FDP-Bundesgeschäftsstelle, Reinhardtstr. 14, 10117 Berlin, Tel.: 030-284958-0; Fax: 030-284958-22;

FDP-Landesverband NRW, Sternstr. 44, 40479 Düsseldorf, Tel.: 0211-49709-0; Fax: 0211-49709-50)

 

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